Krieg in der Ukraine — Partnervermittlung am Ende?
In diesem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, bin ich mir nicht sicher, wohin sich die Welt entwickelt. Denn Wladimir Putin hat die Büchse der Pandora geöffnet, ob ihm das bewusst war oder nicht. Sicher ist nur, dass vieles anders sein wird, als es war. Immerhin wird ein neuer eiserner Vorhang immer wahrscheinlicher. Doch inwieweit wird die Partnersuche in Osteuropa dann noch möglich sein? Auf diese Fragen möchte ich im Folgenden eingehen.

Von Stefan
11.04.2022

Krieg in der Ukraine
Der Krieg in der Ukraine kam für viele überraschend. Aber ob du es mir glaubst oder nicht, ich habe mich darüber weniger gewundert. Weil ich die letzten Jahre regelmäßig in Russland war und jedesmal feststellen musste, dass dieses Land anders denkt. Der Zusammenbruch der Sowjetunion wird nach wie vor von vielen Russen als große Tragödie empfunden. Es existiert durchaus eine Sehnsucht nach alter geopolitischer Macht. Auch wenn nicht jeder Russe so empfindet — gerade die jüngere Generation denkt hierüber sehr unterschiedlich. Doch das russische Staatsfernsehen facht diese Nostalgie an, gepaart mit einer maximal negativen Berichterstattung über das Nachbarland. Daher ist die Zustimmung für den Krieg in der Ukraine unter den Russen sehr groß. Laut einer Umfrage des — angeblich noch unabhängigen — Levada-Instituts, unterstützen mehr als 70% der Russen die “militärische Spezialoperation”. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese Zahlen vielleicht etwas übertreiben, aber der Wahrheit recht nahe kommen.

In der Ukraine ist es genau umgekehrt. Ein ukrainischer Bekannter hat mir einmal gesagt, dass alles was seit 2014 passiert ist, den Ukrainer ein Nationalgefühl gegeben hat. Wenngleich es früher in der Ost-Ukraine noch stellenweise pro-Russisch eingestellte Menschen gab, sind diese Zeiten spätestens jetzt vorbei. Eine Ausnahme sind natürlich die Regionen des Donbass, die seit 2014 unter russischer Kontrolle stehen. Doch der Großteil und Rest der Ukraine will mehr denn je seine Unabhängigkeit waren. Sicherlich war die “militärische Spezialoperation” Russlands gegen die Ukraine eher als Blitzkrieg anstelle eines lang andauernden Stellungskriegs geplant. Allein die Bezeichnung spricht dafür. Und so empfinden es auch viele Russen, die denken, dass der Spezialeinsatz schnell vorbei und alles wieder gut sein wird. Nur dauert dieser nun schon einige Wochen an und ein Ende ist nicht in Sicht. In erster Linie, da die Ukrainer die “Invasoren” nicht als Befreier wahrnehmen und sich mit aller Gewalt wehren.
Entstehung eines eisernen Vorhangs
Nun hat der Krieg in der Ukraine erst einmal nichts mit der Partnersuche in Osteuropa zu tun. Denn sehr zynisch betrachtet, egal wie und ob die Ukraine in Zukunft noch existieren wird: die Partnersuche geht weiter. Dem wäre so, wenn sich der Ukraine-Konflikt “nur” auf einen Krieg beschränken würde. Doch neben dem militärischen Konflikt haben die westlichen Länder als Reaktion darauf einen Wirtschaftskrieg mit Russland angestoßen. Russland hat darauf wiederum vielseitig reagiert. In viele Bereichen werden Mauern hochgefahren. Und diese können schließlich auch die Partnersuche in Osteuropa beeinträchtigen.
1. Schließen des Luftraums
Zuerst wäre da der Luftraum, der geschlossen wurde. Einerseits von Seiten der EU-Länder gegenüber Russland, als auch umgekehrt. D.h. es gibt momentan keinen (direkten) Flugverkehr zwischen Deutschland und Russland (als auch Belarus). Natürlich sind Reisen von-und nach Russland nach wie vor auf Umwegen möglich. Zum Beispiel über den Flughafen Istanbul bzw. die Türkei. Doch das dauert und kostet. Des Weiteren war auch der Luftraum in Südrussland für kurze Zeit gesperrt. Anschlussflüge in die Stadt meiner Frau (Stavropol) sind aktuell z. Bsp. aber wieder möglich. Trotzdem ist Fliegen nach Russland derzeit kompliziert. Auch wenn ich mir um den Flugverkehr weniger Sorgen mache. Sobald eine diplomatische Lösung des Konflikts möglich ist, sind Flugverbote mit das erste an “Sanktionen”, die zurückgenommen werden. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es bald zu eben dieser diplomatischen Lösung kommt.

2. Internetzensur
Internet-Dating funktioniert nur — dem Namen nach — mit einem funktionierenden Internet. Aus dem globalen Internet hat sich Russland in den letzten Wochen aber immer mehr verabschiedet und ein Ende ist nicht in Sicht. D.h. viele Internetseiten wurden gesperrt. Genauso wie soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram verboten wurden. Wegen verschiedener Gründe, die sachlich gesagt mit neuen russischen Gesetzen zu tun haben. Zum Beispiel darf der Krieg in der Ukraine nicht als solcher bezeichnet werden, sondern nur als “Spezialoperation”. Jede Internetseite oder jedes Medienhaus, dass sich nicht daran hält, wird gesperrt. Und das sind nicht wenige.
Sicherlich wird der ein oder andere nun einwerfen, dass eine Dating-Seite doch unpolitisch sei. Dort können sich doch nach wie vor Frauen registrieren um westliche Männer kennenzulernen. Das ist richtig. Zumindest solange von den Damen kein Geld für die Registrierung verlangt wird. Denn der Geldtransfer zwischen Ost und West ist — auf üblichen Wegen — erstmal vorbei: Stichwort SWIFT. Darüber hinaus hat Russland vor einigen Jahren die Möglichkeit geschaffen, sich komplett vom globalen Internet abzukoppeln. Das bedeutet mit einem eigenen, nur Russland-weiten Internet. Im Schlimmsten Fall ähnlich zu Nordkorea, dass sich in dieser Hinsicht komplett von der Außenwelt abgeschottet hat. Weil es ist kein Zufall, dass junge Russen aktuell wie verrückt nach “VPN” googeln. Sogar mehr als Suchbegriffe wie “Krieg in der Ukraine” eingegeben werden. Die Google Trends lügen nicht. Zumindest die jüngeren, meist internetaffinen Russen wissen sehr wohl, wohin die Reise geht.
3. Reisebeschränkungen
Zudem wird es für Russen (und Russinnen auf Partnersuche) womöglich immer schwerer ihr Land zu verlassen. Was viele im Moment tun. Von Putin auch als “Abschaum” und “Verräter” bezeichnet, bzw. die Mücke im Mund, die man ausspucken muss. Dabei wird es nicht nur bei Rhetorik bleiben. Kein Staat hat ein Interesse, dass gerade die jungen Menschen in Scharen auswandern. Vielleicht hat auch deswegen der Staat neue Gesetze erlassen, die das erschweren sollen. Zum Beispiel die neuen Kapitalverkehrskontrollen, wegen denen Emigranten nur maximal 9000€ mitnehmen dürfen bzw. den Rest zu Hause lassen müssen. Dabei gab es auch schon vorher Gesetze in Russland zur Einschneidung der Reisefreiheit. Russische Polizisten zum Beispiel — das wissen viele Deutsche gar nicht — dürfen schon seit Jahren das Land nicht mehr verlassen. Ihnen ist allenfalls ein Urlaub in einigen Ex-Sowjetstaaten gestattet. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass derartige Regelungen demnächst auf normale Bürger angewendet werden.
Russland ein neues Nordkorea?
Natürlich möchte ich nicht den Teufel an die Wand malen. Inwieweit sich Russland — und damit auch Weißrussland und die Ukraine (bzw. Teile davon) — von der westlichen Welt abschotten weiß niemand. Doch der Trend und die Fülle an Maßnahmen, die jede Woche erlassen werden deuten in eine eindeutige Richtung. Zumal nicht unwahrscheinlich ist, dass die Lebensqualität in Russland in nächster Zeit eher sinkt als steigt. Die ökonomischen Folgen der Wirtschaftssanktionen werden ihre Wirkungen erst in einigen Monaten entfalten. Es ist gut möglich, dass eine zweite Auswanderungswelle folgt. Doch kein Staat der Welt wird zusehen, dass sein Land ausblutet. Aus diesen Gründen haben Länder wie Nordkorea ihre Einwohner komplett von der Außenwelt isoliert und quasi eingesperrt. Andererseits gibt es auch Länder wie Venezuela, die ihren Einwohnern die Reisepässe wegnehmen, sodass sie im Ausland staatenlos sind. Die Möglichkeiten sind vielfältig und es ist nicht unwahrscheinlich, dass der russische Staat davon mehr Gebrauch nimmt.

Wird es weiter zwischenmenschlichen Austausch geben?
Auf jeden Fall lebt die internationale Partnersuche vom zwischenmenschlichen Austausch. Es ist kein Zufall, dass die ersten osteuropäischen Partnervermittlungen nach dem Fall der Sowjetunion auf “den Markt” kamen. Schließlich herrschte vorher Funkstille. Wollen wir hoffen, dass es nicht wieder dazu kommt. Nicht nur wegen der Partnersuche in Osteuropa, die ansonsten nicht mehr möglich wäre. Ebenso, weil zwischenmenschlicher Austausch auf vielen Ebenen positiv ist. Wer das Gegenteil sehen will, der muss nur nach Süd-und Nordkorea schauen, wo Verwandte bis heute voneinander getrennt sind. Komplett entfremdet. Zu guter Letzt und am wichtigsten natürlich der Krieg in der Ukraine. Das menschliche Leid, dass dieser — unnötige — militärische Konflikt mit sich bringt ist unbeschreiblich. Ich habe selbst auch ukrainische Bekannte und weiß leider, wovon ich schreibe. Man kann hier nur hoffen, dass die Vernunft siegt und eine diplomatische Lösung gefunden wird.
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